Triaphon hatte das Glück, dass sich viele motivierte und hochengagierte Menschen aus der Sprachmittler-Community und dem Organisationsteam eingesetzt haben.

Korbinian Fischer, Co-Gründer Triaphon gGmbH

Triaphon verbessert die medizinische Versorgung von Menschen mit Sprachbarriere durch eine 24/7-Dolmetsch-Telefonhotline für Menschen ohne deutsche Sprachkenntnisse. Mittlerweile wird in neun Sprachen für Patient*innen gedolmetscht, beispielsweise in Kliniken und Kinderarztpraxen. Die Sprachmittler*innen sind hoch engagierte Menschen, die dafür eine Aufwandsentschädigung erhalten. Seit Gründung 2017 hat Triaphon bundesweit mit über 35.000 Anrufen geholfen.

Der eigenen Sprachlosigkeit als Ärzt*in etwas entgegensetzen

Zusammen mit seiner Kollegin Lisanne Knop gründete der Arzt Korbinian Fischer 2017 Triaphon als telefonischen 24h-Dolmetschdienst. Seitdem ermöglichen sie mit mehr als 130 geschulten Sprachmittler*innen das Gespräch zwischen Patient*innen und dem medizinischen Personal auf Augenhöhe. Der Dienst steht aktuell in Arabisch, Bulgarisch, Dari/Farsi, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Türkisch, Ukrainisch und Vietnamesisch zur Verfügung und ist rund um die Uhr erreichbar.

Auslöser war, dass sie als Ärzt*innen die eigene Sprachlosigkeit auf Station oder in der Notaufnahme nicht länger hinnehmen wollten. „Finden wir keine gemeinsame Spracht mit den Patient*innen, so gibt es kein hilfreiches Tool, das uns handlungsfähig macht. Die Versorgungsqualität leidet enorm; ganz abgesehen von der psychischen Belastung für die Patient*innen, die sich nicht verständlich machen können,“ erzählt Fischer.

Der Einsatz rettet Leben und spart Folgekosten

Der Haupteinsatzbereich von Triaphon ist die „Akut- und Basiskommunikation“. Das meint, dass im Notfall jederzeit ein Gespräch gedolmetscht werden kann, welches im Schnitt 7-10 Minuten dauert. Jedes dieser Gespräche – inzwischen sind es über 35.000 – kann eine sehr große Wirkung haben. Ein Anamnesegespräch, in dem ein Arzt erfragt, welche Beschwerden bestehen und seit wann, ist in der Diagnosestellung der wichtigste Baustein und leitet zu etwa 80-90% zur Diagnose.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Patientensicherheit, um sicherzustellen, dass beispielsweise die Pflegekräfte auf Station von den Patient*innen vor einer Operation erfahren, wann sie zuletzt gegessen und getrunken haben. Dies ist entscheiden, denn wird ein*e Patient*in sediert, die nicht nüchtern ist, kann es zur Aspiration von Mageninhalt kommen und in der Folge zu lebenslangen schwersten Verläufen und Behinderungen. Bei Menschen mit Sprachbarriere werde dies oft nicht gründlich geprüft. 

Bislang keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen 

Damit schließt Triaphon mit einfachen Mitteln eine gravierende Lücke in der medizinischen Akutversorgung. Und dennoch gibt es ein großes Problem, erzählt Fischer: „Von Anfang an war uns klar, dass die Leistung eigentlich von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden müsste. Denn hier werden auch die Kosten eingespart. Es ist evident, dass es bei der Versorgung von Patient*innen mit Sprachbarriere ohne Hilfe zu Fehl-, Unter- oder Überversorgung kommt. All dies verursacht in der Folgezeit – oft auch noch viele Jahre lang - sehr relevante Folgekosten.“

Die Nachfrage ist groß, jedoch scheitert eine Implementierung der Übersetzungsleistung in Kliniken und Arztpraxen sehr häufig an der Finanzierungsfrage. Fischer fordert daher, dass die Sprachmittlung in der medizinischen Versorgung schnellstmöglich eine Leistung des SGB V (Fünftes Buch Sozialgesetzbuch) wird, wie es eigentlich auch im Koalitionsvertrag vorgesehen ist. Er ist überzeugt, dass sich jedes Dolmetschgespräch in der Medizin auch finanziell rechnet, da durch jeden Anruf Folgekosten verhindert werden. Um diese naheliegenden Effekte signifikant abbilden zu können, brauche es deutlich mehr Forschung im Bereich Dolmetschen und Medizin. Neben der Frage der Finanzierung sei auch wichtig, dass die Menschen, die die wertvolle und herausfordernde Tätigkeit des Dolmetschens übernehmen, mehr Sichtbarkeit bekämen. 

Hohe Motivation als Erfolgsfaktor

Die Erleichterung und Dankbarkeit, die Triaphon durch die Möglichkeit der Kommunikation in Notsituationen von den Patient*innen entgegengebracht wird, ist meist die Hauptmotivation für alle Beteiligten. Auf das große Engagement vieler Menschen konnten sie sich immer verlassen, sagt Fischer: „Triaphon hatte das Glück, dass sich viele motivierte und hochengagierte Menschen aus der Sprachmittler-Community und dem Organisationsteam eingesetzt haben. Es freut uns inzwischen sehr, dass wir die meisten Anfragen von Ärzt*innen bekommen, die einen Jobwechsel hatten. Sie sind von einem Krankenhaus mit Triaphon in eine Klinik ohne Triaphon gewechselt und setzen sich nun sehr dafür ein, auch dort Triaphon zu etablieren. Eine bessere Rückmeldung für die wichtige Funktion und gute Handhabung kann man eigentlich nicht bekommen.“

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